Donnerstag, 21. Februar 2013

Rezension: Kinshasa Dreams von Anna Kuschnarowa

© Gulliver Verlag
Inhaltsangabe:
Als Jengo auf die Welt kommt, herrscht in seinem Dorf ein schlimmer Gewittersturm.. Vieles wird überflutet.. Ein Weg in ein Krankenhaus, unmöglich.. Jengo wird zu Hause geboren.. Bei seiner Geburt ist seine Großmutter im Haus anwesend, die jedoch das Zimmer, in das seine Mutter ihn gerade gebährt, absperrt.. Sie will bei dieser Geburt mit keinem Handgriff helfen.. Großmutter ist ziemlich abergläubisch, und sieht den starken Gewittersturm am Tag der Geburt ihres Enkels als ein schlechtes Omen.. 16 Jahre später ist aus Jengo aus junger Mann geworden, der nur einen Traum hat.. Boxer zu werden.. Viele Steine werden ihm in den Weg gelegt.. Er verliert die wichtigsten Menschen in seinem Leben, die die ihm immer zur Seite standen.. Was bleibt ihm noch? Er sieht nur einen Ausweg: Aus seinem Land zu flüchten.. Sein Ziel: Europa.. Über Ägypten und Libyen gelangt er nach Frankreich.. Jengo verliebt sich das erste Mal und findet Unterschlupf in der Halbwelt des Boxen.. Er lebt illegal in Frankreich, das heißt er darf sich nirgendwo lange aufhalten, schon gar nicht auffallen.. Er ist immer getrieben von der Angst und bleibt es auch.. Der Angst, entdeckt zu werden..

Manchmal wohnt die Weisheit eben in einem Straßenkind, aber es gibt genug Dumme, die sie nicht erkennen, wenn sie sie sehen.. - Seite 221

Es gab ihn tatsächlich, diesen Hass, von dem Jacques gesprochen hatte.. Immer wieder loderte er auf.. In den Reden über die Ungläubigen zum Beispiel.. Dass alle Ungläubigen in die Hölle kommen, auch wenn sie nur Gutes im Leben getan haben.. Dass es gut sei, Ungläubig zu töten, und man dafür ins Paradies käme.. Ich verstand das nicht.. Wie konnte es gut sein, wenn man jemanden tötete? Niemals konnte das gut sein.. - Seite 224

Meine persönliche Meinung:
Wie ihr euch denken könnt, zog mich dieses Cover sofort in seinen Bann, als ich es das Erste Mal gesehen habe.. Ein Buch im Zebra Look fällt mir natürlich immer sofort ins Auge.. Als ich den Klappentext laß, merkte ich auch sofort, dass dies keine leichte Lektüre ist.. Ein Buch, dass in Afrika spielt lässt mein Bücherherz erst recht höher schlagen.. Somit musste ich es einfach haben und hab es auch prompt, bei meinem Glück derzeit, gewonnen..

Schon die ersten Kapitel des Buches ließ mich desöfteren schlucken.. Man ist gleich mitten im Geschehen und erlebt die Geburt des kleinen Jengo.. Eine furchtbare Geburt, wie man sich selbst wohl nie wünschen würde.. Die Großmutter will von ihm nichts sehen und nichts wissen.. Laut ihm ist er ein Hexenkind, da er an einem ganz schrecklichen Tag, geplagt von vielen Unwettern, das Licht der Welt erblickt.. Die Mutter gebährt Jengo somit ganz alleine.. Der Vater des kleinen Jungen ist unterwegs.. Er muss das Geld nach Hause bringen.. Sie haben es nicht leicht.. Die Großmutter hat ihre eigene Tochter im Zimmer eingesperrt.. Als am nächsten Tag der Vater nach Hause kommt, tritt er die Türe ein und sieht seine Frau bewusstlos.. Sie hat sehr viel Blut verloren.. Jengo schreit wie am Spieß.. Wäre er nicht rechtzeitig nach Hause gekommen, wären die beiden gestorben.. 

Und so erleben wir auch schon wie Jengo aufwächst.. Seinen ersten Tag in der Schule erlebt, und seinen Traum fürs Boxen entwickelt.. Jengo wird in der Schule gemobbt.. Er ist anders als alle anderen.. Für alle ist er nur das Hexenkind.. 

Schon während dieser Zeilen hat man ein großes Herz für Jengo entwickelt.. So erging es jedenfalls mir.. Ich wollte ihn so oft einfach in den Arm nehmen, ihn über den Rücken streicheln um ihn Mut zuzusprechen.. Er verliert mit jungen Jahren zwei ganz wichtige Menschen in seinem Leben.. Nun ist er praktisch auf sich allein gestellt.. Er versucht zu fliehen, um seinen Traum zu verwirklichen..

Viele Hürden muss er überwinden.. Nicht immer schafft er seinen Plan, den er sich perfekt zurecht gelegt hat.. Er erlebt viele Niederschläge, hat es im Leben als erwachsener junger Mann nicht einfach.. Er ist ein Flüchtling und lebt ständig mit der Angst entdeckt und gefangen zu werden.. Doch seinen Traum will er um nichts aufgeben..

Eine so fesselnde und packende Geschichte, die einem die Tränen kullern lässt, Gänsehaut verursacht, die Luft zum atmen nimmt, und einem auch nachdenklich zurück lässt.. Trotz dieser schweren Geschichte ein wunderbares Buch, das meiner Meinung nach, eine perfekte Schullektüre fr Jugendliche wäre.. Mobbing, das Thema Ausländer zu sein, eine schwarze Gesichtsfarbe zu haben, und aus einer ärmlichen Gegend zu kommen, spielt hier eine sehr große Rolle.. Man erlebt das Leben eines Flüchtlings der einfach nur ein normales Leben und glücklich sein will, wie all die anderen Europäer.. Wie mit ihm umgegangen wird, ist schrecklich, aber es öffnet einem die Augen.. 

Das Buch ging mir sehr zu Herzen, da ich am Tag darauf eine Sendung bei Galileo sah, wo es ebenfalls um Flüchtlinge ging.. Mich schockt es immer wieder, wie solche Menschen leben müssen.. Eine große Familie, zusammengepfercht in einem kleinen Raum.. Keine Toilette zu haben, die kleinen Kinder im kalten Wasser zu waschen, am Boden schlafen zu müssen, kein richtiges Essen zu haben.. Ich denke auch heute ist es noch vielen nicht bewusst, wie gut es uns eigentlich geht..

Dass Dinge, die schön sind, manchmal auch gleichzeitig so wehtun müssen.. - Seite 327


  • Taschenbuch: 384 Seiten
  • Verlag: Beltz & Gelberg; Auflage: Originalausgabe (10. September 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3407743696
  • ISBN-13: 978-3407743695
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre
  • Preis: 14,95€ (D)

2 Kommentare:

  1. Eine sehr schöne und ergreifende Buchempfehlung hast du mit dieser Rezension ausgesprochen, liebe Steffi. Chapeau!

    Herzliche Stöbergrüße,
    Kora

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  2. Von der Autorin habe ich "Junkgirl" gelesen, was mir sehr gut gefallen hat. Kinshasa Dreams steht auch auf meiner Wunschliste und mit deiner Rezi hast du mir gerade echt Lust auf das Buch gemacht.

    LG
    Jai

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