Dienstag, 13. November 2012

Rezension: Das himmlische Kind von Heinrich Steinfest

© Droemer Knaur Verlag
Die Liebe zwischen Erwachsenen kann vergehen, die zu einem Kind nie.. Und wenn das Kind erwachsen wird?.. Nicht für einen Vater. Du bleibst immer mein Herzstück.. Auch wenn ich hundert bin?.. Ewig.. - S. 292

Inhaltsangabe:
Miriam spürt schon lange, daß mit ihrer Mutter etwas nicht stimmt.. Als diese tatsächlich eines Tages das Auto mit Miriam und dem kleinen Bruder Elias vorsätzlich in einen abgeschiedenen See lenkt, kann die Zwölfjährige sich und Elias retten, während die Mutter im dunklen Wasser versinkt.. Die beiden Kinder flüchten sich in eine verlassene Hütte im Wald.. Es mangelt an allem: kein Essen, kein Strom, keine Heizung, nur ein alter Ofen in der Ecke.. Ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt.. Miriam wächst über sich hinaus: Mit einer fast überirdischen Klarheit weiß sie, was zu tun ist.. Sie bringt nicht bloß einen alten Ofen zum Brennen und gebratene Ameisen auf den Mittagstisch, sondern beginnt damit, ihrem Bruder eine ganz besondere Geschichte zu erzählen.. Als Elias sehr sehr krank wird, hört er nicht auf, nach der Geschichte zu verlangen.. Eine Geschichte in der sich das Leben zu einem Märchen verdichtet.. Ein Märchen, das Elias am Leben hält.. Denn eines ist gewiss: Man kann nicht sterben, wenn man wissen möchte, wie es weitergeht.. 

Wozu konnte das führen, ein fremdes Gehirn zu verzehren? War es möglich, daß man den Verstand des Vogels in sich aufnahm, seine Erfahrungen, seine Erlebnisse, den Moment seines Todes? Würde sie hernach öfters vom Fliegen träumen? Regenwürmer appetitlich finden? - S. 157

Meine persönliche Meinung:
Heinrich Steinfest durfte ich auf der Frankfurter Buchmesse 2012 kennen lernen.. Als ich dieses Buch in der Verlagsvorschau das erste mal sah, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste.. Nicht nur wegen dem überaus schicken Zebracover, sondern auch weil mich der Klappentext sofort neugierig machte..

Heinrich Steinfest stellte also das Buch auf der Frankfurter Buchmesse vor, und als ich dieser Vorstellung lauschte, bekam ich so richtig Lust auf das Buch.. Ich wollte es SOFORT lesen.. Herr Steinfest wusste nur zu gut, wie man sein eigenes Werk vorstellt und den Lesern noch mehr Neugierde und Spannung überbringen möchte.. Ich denke alle, die dieser "Lesung" lauschten waren unendlich begeistert..

Und nun hatte ich endlich Zeit "Das himmlische Kind" zu lesen.. Ich ging doch mit sehr hohen Erwartungen an diese Geschichte ran, da ich nur durch Steinfest's Erzählung schon so begeistert war..
Kann bzw. soll man eine Mutter verstehen, die ihre Kinder mit in den eigenen Tod nehmen möchte? Ein schreckliches Schicksal, dass sich wohl niemand vorstellen kann.. Miriam's Mutter war psychisch krank.. Ihr Mann hat sie verlassen.. Sie war somit alleinerziehende Mutter.. Ihr wurde wohl alles zuviel.. Sie sah keine Freude mehr am Leben und lebte jeden Tag vor sich hin.. Sie kümmerte sich kaum noch richtig um die beiden Kinder.. Der Tod war ihr einziger Ausweg..

Doch Miriam konnte sich und Elias von dem sinkenden Auto retten.. In völliger Abgeschiedenheit.. Keine Häuser.. Leere Straßen.. Keine Menschen.. Irgendwo im nirgendwo.. Vor ihnen ein rießen großer Wald..

Im Wald entdeckten sie die besagte verlassene Hütte.. Miriam musste schnellstmöglich erwachsen werden und auch erwachsen denken.. Sie muss sich um ihren kleinen Bruder kümmern, der völlig durchnässt, bibbernd und Zähne klappernd vor ihr steht.. Es ist Winter.. Wir haben Minusgrade..

Miriam besorgt etwas zu Essen.. Sammelt tote Vögel, bratet Ameisen und sammelt Pilze.. Sie lernt Feuer zu machen und gibt die Hoffnung nicht auf.. Doch Elias wird krank.. Sehr krank.. Sie erzählt ihm eine Geschichte um ihn von all dem Kummer und der Einsamkeit abzulenken.. Eine Geschichte, die ihm wohl das Leben rettet..

Ich hatte während dem Lesen oft Gänsehaut.. Ich fühlte mit den Kindern mit.. Konnte mir ziemlich gut vorstellen, wie sich Miriam wohl jetzt fühlt.. Sie ist nun Schwester und Mutter zugleich.. Und das auf einem Schlag.. Ihr Bruder wird krank.. Sie bangt um sein Leben.. Er kann sie doch jetzt nicht einfach alleine lassen..

Miriam lernt man in diesem Buch sehr sehr gut kennen.. Gefühle und Gedanken werden einem von der ersten Seite an sehr sehr real und lebensnah dargestellt..

Elias versteht all dies noch zu wenig, was da nun mit ihnen geschieht.. Wo ist seine Mama? Er klammert sich vollkommen an seine Schwester und an sein Zebra, das er immer bei sich in seinem Rucksack hat.. Er hat eigentlich keine Angst, denn Miriam ist ja bei ihm.. Ein überaus schlauer und so lieber Junge, den man einfach nur gerne in den Arm nehmen möchte.. Er besitzt noch keine Sorgen, mit seinen 5 Jahren..

Ein wundervolles Buch das einem sehr an Hänsel und Gretel erinnert.. Ein Märchen, das mit eigener Art und Weise nacherzählt und neu geschrieben wurde.. 

Ein Zebra muss ich jedoch abziehen, da mir die Geschichte rund um Miriam und Elias im Wald viel zu schnell und zu kurz erzählt wurde.. Ich denke, dass man diese Geschichte noch so wahnsinnig toll ausbauen hätte können.. Ich habe mir da ein bisschen mehr erwartet..

Ansonsten eine wundervoll-tragische Familiengeschichte, die einem Gänsehaut beschert, ein Lächeln auf den Lippen zaubert und einem die Hoffnung nie aufgeben lässt..

Man soll die Dinge nicht vergleichen, hatte Miriams Vater seiner Tochter immer wieder geraten.. Und damit gemeint, der Vergleich führe stets zu einer Lüge, weil etwas Kleines groß geredet werde und damit gleichzeitig das Große in die Niederungen absinke.. - S. 271


  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
  • Verlag: Droemer (1. Oktober 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426199602
  • ISBN-13: 978-3426199602
  • Preis: 19,99€ (D)

1 Kommentar:

  1. Hallo,

    erinnert mich dunkel an ein Märchen, dass ich mal gelesen habe, aber da war es ein Brüderpaar und auch da war/ist wurde einer schlimm krank und sein großer Bruder sollte ihn dann immer eine Geschichte erzählen.

    Preismäßig schon recht hoch angesiedelt.

    LG..Karin...

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