Dienstag, 26. April 2022

Buchzitate im April - Teil 2

Drei ganz tolle Bücher, die ich sehr gerne gelesen habe :)

 
Zum Paradies von Hanya Yanagihara
Seite 18 // "Manchmal kam es ihm vor, als wäre sein Leben etwas, was er nur endlich aufbrauchen wollte, um sich am Ende eines jeden Tages mit einem Seufzen in sein Bett zu legen, im Wissen, dass er sich wieder durch einen kleinen Teil seiner Existenz hindurchgearbeitet und einen weiteren Zentimeter auf ihr natürliches Ende zubewegt hatte."

Seite 288 // "Ein Mensch war das schlimmste Vermächtnis, denn ein Mensch war von Natur aus unberechenbar."

Seite 292 // "Erst als er viel älter war, würde er wissen, dass niemand je frei war, dass jemanden zu kennen und zu lieben bedeutete, sich seiner zu erinnern, selbst wenn derjenige noch am Leben war. Niemand konnte dieser Pflicht entgehen, und mit zunehmendem Alter sehnte man sich nach dieser Verantwortung, selbst wenn man sie manchmal hasste, dieses Wissen, dass das eigene Leben untrennbar mit dem eines anderen verbunden war, dass jemand seine Existenz unter anderem durch seine Verbindung zu einem selbst kenntlich machte."

Seite 296-297 // "Ihm war klar geworden, dass die Menschen am meisten von einem wollten, wenn man starb - sie wollten, dass man sich erinnerte, sie wollten Bestätigung, sie wollten Vergebung. Sie wollten Anerkennung und Erlösung; sie wollten, dass man sie von dem schlechten Gewissen befreite, das sie hatten, weil man ging, während sie blieben; weil sie einen dafür hassten, dass man sie verließ, und es ihnen auch davor graute; weil sie die Tatsache, dass man starb, an ihren eigenen unausweichlichen Tod erinnerte; weil sie sich so unwohl fühlten, dass sie nicht wussten, was sie sagen sollten."

Seite 299 // "Ich habe keine Angst, weil ich mich vor Schmerzen fürchten würde", sagte er langsam, und als er aufblickte, wirkten seine großen hellen Augen noch größer und heller als sonst. "Ich habe Angst, weil ich weiß, mein letzter Gedanke wird sein, wie viel Zeit ich verschwendet habe - wie viel Leben ich verschwendet habe. Ich habe Angst, weil ich sterben werde, ohne stolz darauf zu sein, wie ich gelebt habe."

Seite 679 // "Ich wusste nicht, wie jemand, der imstande war, sein Kind zu verlassen, besser sein konnte als jemand, der nur versucht hatte, so viele Menschen wie möglich zu retten, auch wenn er dabei Fehler gemacht hatte."

Seite 681 // "Sich etwas zu wünschen, würde nichts ändern. Monatelang hatte ich mir jeden Tag gewünscht, Großvater würde zurückkommen - ehrlich gesagt, wünschte ich es mir immer noch. Aber das würde er niemals tun. Es war besser, gar nichts zu wollen: Etwas zu wollen, machte nur unglücklich, und ich war nicht unglücklich."

(Bild- und Zitatrechte: Claassen Verlag. Aus dem Englischen von Stephan Kleiner.)

 

Let me be von Christl Clear
Seite 8 // "Erwartungen scheinen das Natürlichste der Welt zu sein und ich verstehe beim besten Willen nicht, wieso. Falls sich jemand findet, der mir sachlich, logisch und verständlich erklären kann, wieso ich mich diesem unfassbaren Druck freiwillig aussetzen soll, ich wäre ganz Ohr. Bis dahin hasse ich sie einfach. Die Erwartungen, die jemand anderer in mich setzt, haben in Wahrheit wenig bis gar nichts mit mir zu tun. Außerdem profitiert gefühlt jeder von diesem anstrengenden Anspruchsdenken außer uns Frauen. Deswegen bin ich grundsätzlich schon mal raus, was das Thema angeht."

Seite 11 // "Gerade Frauen ist seit Anbeginn der Menschheit in die Wiege gelegt worden, dass sie sich aufopfernd im alle und jeden kümmern müssen, und das im Idealfall mit einem Lächeln im Gesicht. Wie's einem selbst dabei geht, ist zweitrangig. Hauptsache alle anderen sind happy. Bullshit!"

Seite 35-36 // "Ganz besonders, wenn es um unser Aussehen geht: Irgendwann hat irgendwer, den wahrscheinlich niemand gefragt hat, beschlossen, dass weiße Frauen mit langen Haaren, makelloser Haut, Stupsnase, schlanger Statur, ohne Behinderung, ohne Körperbehaarung und Rundungen an den "richtigen Stellen" (wo auch immer das sein soll) das Optimum einer weiblichen Person sind. Wenn sie dann auch noch eher devot aus aufmüpfig, nicht ordinär, nicht laut und gebärfähig ist, hat man mit ihr den Jackpot gemacht. Once again: I can bullshit! Bullshit, der seit Generation weitergegeben wird, erheblichen Schaden angerichtet hat und das Selbstbewusstsein vieler Frauen zerstört hat - um nicht sogar zu behaupten der meisten Frauen. Nämlich unterschwellig auch das von denen, die dieser Norm entsprechen."

Seite 37 // "So sehr ich mich selbst wirklich liebe, gibt es Tage, an denen ich beim Anblick meines Spiegelbildes die Augen verdrehe und weitergehe. Dann mag ich mich halt einfach nicht. Auch okay. So wie ich meinen Mann zwar liebe, aber wenn er mal wieder mein Nervenkostüm strapaziert, mag ich ih  halt auch mal temporär nicht. Das kann und darf passieren. Ganz besonders, wenn es um euch selbst geht. Alles andere schreit wieder nach Perfektion und keinem Raum für Fehler und das braucht nun wirklich kein Mensch."

Seite 49 // "Nur weil zwei Menschen getrennte Wege gehen, beudetet es nicht, dass sie nicht auch wieder zusammenfinden können. Nichts ist fix und alles ist möglich - besonders in Freundschaften. Einigen wir uns bitte darauf, dass wir keine Freundschaften mehr aussitzen, weil man sich so lange kennt, sich das jemand erwartet oder weil es sich so gehört.

Seite 69 // "Uns Frauen wird ja gerne nachgesagt, dass wir Themen gerne zerreden, überdenken und überanalysieren. Das nervt mich zu Tode, weil es impliziert, dass wir kein Vertrauen in uns selbst haben, die richtigen Entscheidungen zu treffen, und es manipuliert und so dazu, oftmals Männer für uns entscheiden zu lassen. I Call bullshit. You should too."

Seite 120 // "Menschen, die mit einer Angststörung oder Panikattacken leben und jeden Tag so nehmen, wie er kommt, haben meine höchste Bewunderung. Sie sind auch meine Motivation, möglichst nett zu meinen Mitmenschen zu sein, weil man nie weiß, wie es einer Person innen drinnen geht. Das gelingt mir mal mehr und mal weniger gut. Aber auch hier sind Fehltritte erlaubt. Warum? GENAU, weil niemand perfekt ist."

Das sind nur ein paar Zitate, die ich hier niedergeschrieben habe. Dieses wunderbare Buch steckt voller Zitate und gefühlt ist das halbe Buch bei mir mit Post its versehen. Die alle niederzuschreiben, würde alles sprengen, somit hab ich euch wenigstens mit ein paar Zitaten einen kleinen Einblick in das Buch geboten. LESEN!  

(Bild- und Zitatrechte: Kremayr Scheriau Verlag)


Butter von Asako Yuzuki
Seite 24 // "Ich will dir ja nicht zu nahetreten, aber als Reporterin hast du es bestimmt nicht leicht. Sich ständig mit der Polizei oder Politikern zu treffen, ist eine Sache. Aber sie dazu zu bringen, ihre Meinung zu sagen, ist nochmal was anderes. Bestenfalls behandeln sie dich gönnerhaft und familiär. Wir Reporter und unsere Informanten leben in einer auf Männer fixierten Welt, die schon seit lange vor dem Krieg existiert. Du kannst dich abrackern, wie du willst, trotzdem werden sie die männlichen Reporter dir vorziehen und ihre Story ihnen überlassen."

Seite 27 // "In einer Gesellschaft, in der Jungfräulichkeit weit höher geschätzt wurde als Reife, war die Vorstellung, dass eine Frau schlank sein musste, um etwas wert zu sein, seit jeher tief verwurzelt. Eine Frau musste schon sehr resolut sein, um sich zu entscheiden, keine Diät zu machen und einfach dick zu sein. Es erforderte Selbstaufgabe und Selbstermächtigung zugleich."
 
(Bild- und Zitatrechte: Blumenbar Verlag. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe.)
 

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