Montag, 29. Februar 2016

Rezension: Elefanten sieht man nicht von Susan Kreller

© Carlsen Verlag
Wirklich, ich bin niemand, der andere Menschen umarmt, das hatte mir keiner beigebracht, aber in diesem Moment, in dem ich Max' Körper sah, in diesem Moment hätte ich das am liebsten getan. Ich hätte Max am liebsten umarmt und ihn so sehr an mich gedrückt, dass es keiner mehr wagen würde, ihm was anzutun, keiner! - Seite 112

Inhaltsangabe:
Mascha verbringt die Sommerferien immer bei ihren Großeltern. Seitdem ihre Mama gestorben ist, braucht ihr Papa einmal im Jahr Zeit für sich selbst, um alleine trauern zu können. Bei ihren Großeltern ist es ziemlich langweilig, bis Mascha Julia und Max, die beiden Geschwister, auf dem Spielplatz kennenlernt. Sie merkt jedoch sofort, dass mit den beiden etwas nicht stimmt. Eines Tages wird sie indirekt Zeugin schwerer Kindesmisshandlungen, als sie einen Blick in das Haus von Julia und Max erhascht. Die beiden Geschwister haben am ganzen Körper Schnittwunden und blaue Flecken. Als Mascha dies ihren Großeltern erzählt, wollen die von alldem nichts wissen. Mit den Nachbarn wollen sie keinen Ärger und schon gar keine Gerüchte verbreiten. Niemand will Mascha Glauben schenken und schon bald beschließt sie kurzerhand selbst etwas zu unternehmen.

Meine persönliche Meinung:
Ein Buch, dass ich in der Taschenbuchvorschau entdeckt habe. Der Klappentext ließ meine Neugierde sofort in die Höhe schlagen und ich wusste, dass dieses Buch unbedingt bei mir einziehen muss. Nun habe ich es bereits ausgelesen und ich kenne keine Geschichte, die mich jemals so wütend wie Elefanten sieht man nicht gemacht hat.

Mascha ist ein Mädchen, dass sich viel selbst beschäftigt, vor allem dann, wenn sie die Sommerferien bei ihren Großeltern verbringt. Sie schlendert gerne durch die Siedlung oder besucht in der Nähe einen Spielplatz. Sie beobachtet die fremden Kinder und so kam es, dass sie dadurch Julia und Max kennengelernt hat. Auch die beiden sind immer alleine aber zumindest gemeinsam unterwegs. Es ist Sommer und ein Tag ist heißer als der andere und trotzdem haben die beiden Geschwister immer langärmelige Sachen an. Mascha fragte sich stets, ob sie keine kurzen Sachen besitzen, bis sie eines Tages am Haus der beiden vorbei kommt und indirekt Zeugin schwerer Misshandlungen wird. Mascha läuft nach Hause um es ihren Großeltern zu erzählen, doch denen ist ihr Ruf und die gute Nachbarschaft wichtiger als irgendwelche Flausen im Kopf, die sich ihre Enkelin einfach nur eingebildet haben muss.

Ein Schreibstil und eine Erzählweise, die mich sofort in den Bann gezogen hat. Ich konnte und wollte das Buch nicht mehr zur Seite legen, als die Geschichte rasant in Fahrt gekommen ist. Mascha versucht nicht weiter ihre Großeltern zu überzeugen, dass Julia und Max zu Hause misshandelt werden, sondern schmiedet selbst einen Plan, wie sie den beiden helfen kann. Ihr Plan bleibt leider nicht ohne Folgen und doch hab ich Mascha wahnsinnig ins Herz geschlossen, denn sie hat die Augen vor dieser schlimmen Tat nicht verschlossen. Sie hat hingesehen und geholfen, während die ganze Nachbarschaft eigentlich schon viel länger von den Misshandlungen wusste, aber stets weggesehen haben. Und genau dies macht mich so wütend, weil es auch im realen Leben wahnsinnig oft genau so zugeht. Dieses Buch hat mir erst recht noch einmal die Augen geöffnet und mir gezeigt, dass man wie Mascha sofort einschreiten muss, egal ob nur ein Fünkchen Wahrheit dran ist oder man sich tatsächlich getäuscht hat. Hört oder sieht man etwas, auf jeden Fall nicht die Augen verschließen sondern sofort handeln!

Susan Kreller hat eine Geschichte niedergeschrieben, die meiner Meinung nach eine absolut tolle Schullektüre wäre. In sehr vielen Familien herrscht häusliche Gewalt und es ist nicht schlimm sich helfen zu lassen oder sich jemanden anzuvertrauen. Während Julia und Max selbst sehr lange alles abstreiten, um ihre Eltern zu schützen und nicht noch mehr Prügel zu Hause zu bekommen, sind sie doch am Ende heilfroh, dass Mascha etwas gemerkt hat, auch wenn ihre Hilfe anfangs in die komplett andere Richtung geht und sie all das nicht verstehen können. Mascha erfindet eine komplette Lügengeschichte um die beiden zu retten.

Protagonisten die wahnsinnig stark und sehr gut dargestellt werden. Ich mochte alle drei sehr sehr gerne. In jeden einzelnen Charakter kann man sich wahnsinnig gut hineinfühlen, kann man die Gedanken, Ängste und Zweifel sehr sehr gut verstehen. Die Autorin beschreibt die Geschichte sehr detailgenau und man fühlt sich, als würde man all dies selbst beobachten. 

Für mich hätte die Geschichte noch ein wenig mehr Seiten vertragen. Trotz der schweren Thematik war für mich dies eine eher sehr kurzweilige Geschichte. Auch an Mascha habe ich ein paar Kritikpunkte auszusetzen. Sie ist in der Geschichte dreizehn Jahre alt und doch handelt sie oftmals so unüberlegt und unreif, wie es eigentlich ein Mädchen in diesem Alter bestimmt nicht mehr tun würde. Desöfteren konnte ich über ihr Handeln einfach nur den Kopf schütteln. Maschas Gedanken wurden immer absurder und realitäsferner, wodurch ich sie nicht mehr wirklich ernst nehmen konnte. 

Ein Ende, dass mir richtig gut gefallen hat. Man wird nicht mit einem Happy End abgefertigt. Die Autorin lässt den Leser frei entscheiden, wie die Geschichte weitergehen oder enden könnte. Elefanten sieht man nicht ist ein unglaublich bewegender Roman, der im Kopf noch lange Nachwirkungen haben wird. Frau Keller ist die Umsetzung eines so schwierigen Themas wirklich gut gelungen. Eine berührende Geschichte, die sich niemand entgehen lassen sollte.


  • Taschenbuch: 208 Seiten
  • Verlag: Carlsen (18. Dezember 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3551314586
  • ISBN-13: 978-3551314581
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
  • Preis: 6,99€ (D) - 7,20€ (A) 
http://www.rupertusbuch.at/list/978-3551314581?
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