Freitag, 10. November 2023

Rezension: Cleopatra und Frankenstein von Coco Mellors

© Eichborn Verlag
Ja, ich bin einsam. Ich bin so einsam, dass ich eine Landkarte meiner Einsamkeit zeichnen könnte. In meiner Vorstellung sieht sie aus wie Südamerika, ein gewaltiger Koloss, der nach unten hin zu einer zerklüfteten Spitze ausläuft. Manchmal bin ich so einsam, dass ich nicht mal auf der Karte eingezeichnet bin. Manchmal bin ich so einsam, dass ich die scheiß Falklandinseln bin. - Seite 178

Inhaltsangabe:

Ein Silvesterabend in New York, der alles verändert. Cleo trifft auf Frank. Sie, Mitte zwanzig, Britin mit Kunststipendium und Frank, Mitte vierzig, Amerikaner und Inhaber einer Werbeagentur. Es ist die vielbeschworene Liebe auf den ersten Blick. Sie stürzen sich Hals über Kopf in eine amour fou, mit der sie selbst kaum Schritt halten können - geschweige denn die, die ihnen nahestehen.

Bild- und Zitatrechte: Eichborn Verlag. Aus dem Englischen von Lisa Kögeböhn.

Meine persönliche Meinung:

Meine Erwartungen waren hoch. Nein, sie waren riesig. Ich habe mir unglaublich viel von diesem Roman versprochen. Es wurde überall angepriesen und darüber gesprochen. Begeisterte Leserstimmen, die mich noch neugieriger gemacht haben. Nun habe ich den heißgelobten Roman gelesen und habe ihn etwas enttäuscht beendet.

Dominique sagte, es sei wie in dem Achtzigerjahre-Song >Hungry Heart< von Bruce Springsteen. Jeder hat ein hungriges Herz. Der Trick ist herauszufinden, ob man isst, um das Herz zu füllen oder den Magen. Den Magen zu füllen ist einfach, sagte sie. Eine Frage der Ernährung. Aber Nahrung fürs Herz zu finden, ist verdammt schwer. - Seite 346

Ich habe eine große Schwäche für besondere Cover. Schon allein deswegen musste dieses Buch bei mir einziehen. Ich wollte mit Coco und Frank nach New York reisen und mich von ihrer anscheinend süchtig machenden Romanze überzeugen lassen. Süchtig gemacht hat mich dieses Buch nicht. Für mich war diese Beziehung der beiden aber auch keine schöne Romanze. Ich empfand sie als anstrengend und voller Probleme. In kleinen Momenten fand ich sie gut und romantisch. Momente, die nicht oft vorgekommen sind.

Coco, Mitte zwanzig und Frank, Mitte vierzig. Britin mit Kunststipendium trifft auf den Inhaber einer Werbeagentur. Sie lernen sich auf einer Silvesterfeier kennen. Haben sofort eine besondere Verbindung zueinander. Sie stürzen sich ins Eheleben und führen ein wildes Leben voller Drogen, Alkohol, Urlaub, Mode und Kunst. Während wir ihrem Leben folgen, bekommt man durch viele Perspektivenwechsel auch Einblicke aus ihrem Freundeskreis. So viele Personen, wovon niemand glücklich zu sein scheint. Nur vereinzelt lernt man in dieser Geschichte Charaktere kennen, die kein Alkohol oder Drogen Problem haben. Ich habe die Geschichte oft als sehr schwer empfunden, als würde ich eine schwere Last mit mir tragen, nachdem ich eine traurige Seele nach der anderen kennengelernt habe.
 
"Es hat mich irgendwann einfach nur noch müde gemacht, Cley", antwortete er. 
"Die Schuhe passten mir nicht mehr. Und als ich endlich stehen blieb, stand Eleanor neben mir. Und ich glaube, so jemanden hast du auch verdient, jemanden, der dir Sicherheit und Ruhe gibt, wie ich es nie konnte. Auch wenn ich es wollte, Cleo. So Sehr." - Seite 502-503

Hätte man mich mitten im Buch gefragt, wie mir das Buch denn gefällt, ich hätte keine Antwort geben können. Ich war stets hin- und hergerissen. Einerseits wollte ich stets weiterlesen, um natürlich zu wissen, wie die Geschichte ausgehen wird und andererseits, hat mir etwas gefehlt. Ich habe es mir, denke ich, netter und nicht so beklemmend vorgestellt. Den Schreibstil fand ich hingegen großartig. Voller Poetik und wunderbare Dialoge, die fast schon surreal wirkten. Charaktere die ich allesamt irgendwie nicht sympathisch fand, obwohl sie irgendwie besonders und so ganz anders waren.

In dieser Geschichte liegt der Fokus eigentlich nicht auf der Liebesbeziehung zwischen Cleo und Frank, wie man dank des Titels und der Beschreibung zu glauben meint, sondern eher um die Suche im Leben, ohne genau zu wissen, was man sucht. Um Einsamkeit, die man verspürt, obwohl man sich stets unter Menschen befindet. Um Probleme, die man versucht stets zu verdrängen. Um das Gefühl im Leben, nicht das gefunden zu haben, was man sich tief im inneren eigentlich wünscht. Drogen, Alkohol, Gewalt, Suizid, Depressionen, Essstörung, Queer Feindlichkeit sind nur ein kleiner Bruchteil an Themen, die in diesem Roman thematisiert werden. Hier sollte man also definitiv eine Trigger Warnung aussprechen.

Definitiv ein Buch, das nicht für jeden etwas ist. Trotz der schwere dieses Buches habe ich mich dennoch unterhalten gefühlt, ansonsten hätte ich das Buch auch sicher nicht zu Ende gelesen. Eine Geschichte, die mich doch bedrückt und nachdenklich zurückgelassen hat. Einen weiteren Roman der Autorin würde ich auf alle Fälle wieder lesen, da mich ihr Schreibstil doch sehr fasziniert hat.

  • Herausgeber: Eichborn
  • Sprache: ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
  • ISBN-10: 3847901443
  • ISBN-13: 978-3847901440
  • Lesealter: Ab 16 Jahren
  • Originaltitel: Cleopatra and Frankenstein 
  • Preis: 26,50 (A)

 

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