Donnerstag, 25. Mai 2023

Rezension: Wolfskinder von Vera Buck

© Rowohlt Verlag

Es ist immer etwas anderes, ob man etwas geschenkt bekommt oder es sich nehmen muss. Wenn man sich etwas nehmen muss, dann kitzelt es einen im Bauch. Aber wenn man etwas geschenkt bekommt, dann kitzelt es einen am Herzen. - Seite 95

Inhaltsangabe:

Jakobsleiter, einer Siedlung, die hoch in den Bergen liegt. Abgeschieden von der modernen und normalen Welt. Jesse denkt, dass in Jakobsleiter die Regen der Natur gelten. Das wurde ihm zumindest eingetrichtert. Alles Böse wohnt unten in der Stadt. In Jakobsleiter ist alles rau, erbarmungslos und verlässlich. Seine Freundin Rebekka glaubt an all das nicht und möchte die Siedlung verlassen. Eines Tages verschwindet Rebekka spurlos und sie ist nicht die einzige. In der Bergregion werden nach und nach immer mehr Frauen vermisst. Die Journalistin Smilla, die vor Jahren ihre Freundin Juli in der Gegend von Jakobsleiter verloren hat, sieht bei all den verschwundenen Frauen einen Zusammenhang. Erst recht, als ihr ein verwahrlostes Mädchen vor das Auto läuft und noch dazu verblüffende Ähnlichkeit mit Juli hat. Das Misstrauen gegenüber den Bewohnern von Jakobsleiter wächst und nicht nur Jesse wird Opfer von brutalen Angriffen. Smilla gerät einem Geheimnis auf die Spur, dass alle vermeintlichen Wahrheiten aus den Angeln hebt.

Meine persönliche Meinung:

Dieser Thriller war mein erstes Buch von Vera Buck. Schon lange wollte ich einmal ein Buch von der Autorin lesen und da ich es auch noch gewonnen habe, war die Freude umso größer. Ein Klappentext, der mich sofort überzeugt hat. Ein Cover, das mir sofort ins Auge gefallen ist. Ich war also mehr als nur bereit und freute mich auf eine Leserunde mit so einigen Buchbegeisterten.

Bereits auf den ersten Seiten ist mir der schön zu lesende Schreibstil aufgefallen. Ich flog nur so durch die Seiten und empfand die Erzählart der Autorin mehr als nur positiv. Man spürt sofort dieses düstere und die Dunkelheit in diesem Thriller. Mal etwas ganz anderes, was die Autorin gekonnt und richtig gut umgesetzt hat.
 

Montag, 15. Mai 2023

Rezension: 24. Februar und der Himmel war nicht mehr blau von Valeria Shashenok

 

© story one
Inhaltsangabe:

Das ist die Geschichte eines jungen Mädchens, voll mit großen Träumen, das die Welt entdecken wollte und den Krieg für einen schlechten Scherz hielt. Bis zu dem Tag, an dem sie erkennen musste, dass sie bereits mittendrin im größten Alptraum ihres Lebens ist. Valeria beschließt, der Welt ihre Heimatstadt Tschernihiw zu zeigen und die wahren Geschichten zu erzählen. Es sind Bilder und Geschichten, die wir uns alle im 21. Jahrhundert mitten in Europa nicht vorstellen konnten und wollten.

Meine persönliche Meinung:

Ein schmales Büchlein, mit gerade einmal 83 Seiten, auf denen wir Valeria durch einen kurzen Abschnitt ihres Lebens begleiten. Im Februar 2022 war sie gerade 20 Jahre alt. Sie kommt aus Tschernihiw, eine Stadt nördlich von Kiew, nahe der russischen Grenze. Sie ist freiberufliche Fotografin und zeigt ihre Arbeiten auf ihren Social-Media-Accounts auf TikTok und Instagram. 

Als Putin im Februar 2022 beschloss, in die Ukraine einzumarschieren, filmte und fotografierte Valeria, postete all dies auf TikTok in Instagram und erreichte damit zahlreiche Menschen. Sehr schnell ist sie mit ihrer Familie in einen Bombenschutzkeller gezogen und berichtet über all das, was sie sieht, hört und fühlt.

Ihre Geschichten in diesem Büchlein erzählen aber auch, wie sie in Autos und Zügen aus der ukrainischen Stadt Tschernihiw nach Warschau flüchtete und via Berlin schließlich in Mailand landete. Italien, ein Land, dass sie früher immer schon geliebt und desöfteren bereist hat.

Auch sie hat Familie und Freunde im Krieg verloren. In diesem Buch zeigt sie uns ein paar ihrer Fotos und berichtet uns über ihr Leben und ihre Gedanken. Ein kurzweiliges Büchlein, dass man wirklich in einem Rutsch ausgelesen hat. Eine Geschichte, die einem die Augen öffnet und defintiv zum Nachdenken anregt. Wenn man all die Bilder und dieses Leid nicht selbst miterlebt hat, kann mich sich so ein Leben im Krieg wohl nicht vorstellen. Tragisch, erschütternd und so traurig zugleich.


  • Herausgeber: story.one – the library of life; 1. Edition (16. Mai 2022)
  • Sprache: Deutsch
  • Gebundene Ausgabe: ‎ 90 Seiten
  • ISBN-10: 3903715220
  • ISBN-13: 978-3903715226 
  • Preis: 18€ (A) 
- draufklicken und in der Buchhandlung bestellen, in der ich arbeite :)


Dienstag, 28. Februar 2023

Februar Buchzitate

 Ich hab mir wieder ganz tolle Buchzitate aus gelesenen Büchern herausgeschrieben :)

Viel Spaß beim Lesen!


Die Wut, die bleibt von Mareike Fallwickl
Seite 43-44 // "Unauffällig streicht sie über ihre Brüste, die beim Sprinten trotz Sport-BH jedes Mal heftig hüpfen. Das ist ein Schmerz, den ein Mann sich nicht vorstellen kann. Einer der vielen Schmerzen, die Männer nicht spüren, von denen Männer nicht wissen, dass sie existieren, und wie gut wäre es, ihnen einen Frauenkörper geben zu können, für Stunden nur. Damit sie die Last der Erwartungen tragen müssten, den Kummer in jeder Zelle, diese tiefgehende, von außen hineingepresste Enttäuschung, nicht zu entsprechen, nicht zu genügen, ein jeden Bereich des Frauenlebens betreffender Vorwurf, vor dem man nie davonlaufen kann, dem man überall begegnet, egal, wie schnell man rennt."

Seite 65 // "Sie schaut ihr Handy nicht mehr an, ignoriert es so absichtlich wie nur möglich. Denn das Problem, wenn man jemanden liebt, der einen nicht zurückliebt, ist, dass man sich nie sicher sein kann. Dass man ständig fragen muss, ob man womöglich bloß zu negativ denkt, ob die Liebesbeweise des anderen eventuell nur nicht aussehen wie erwartet, dass man permanent auf der Lauer liegt, Sätze durchleuchtet, jene, die ausgesprochen werden, und jene, die ungesagt bleiben."

Seite 101-102 // "Keiner von uns ist es angeboren, es gibt kein geheimes Wissen, das uns zu Müttern macht, keinen Genvorteil. Aber jeder erwartet von uns, dass wir ab der Sekunde der Geburt nie einen Fehler im Umgang mit einem Kind machen, weil wir angeblich einen Instinkt haben."

Seite 104 // "Kinder hüten, das kann jeder. Und wollen muss es auch jeder, der diese Kinder bekommen hat. Oder nein, jede. Die Kümmerpflicht gilt für die Mütter. Johannes hat diese Kinder auch bekommen, aber er muss irgendwie gar nichts. Über die Leere solcher Tage, die sich lähmend über das Gehirn legt, weil man sich mit nichts anderem beschäftigt als mit physicher Versorgung, Brei kochen, Brei in den Kindermund stecken, Kacke vom Kinderhintern abwischen, den Kinderkörper tragen, den Kinderkörper beschützen vor Stürzen, Schnitten, Verbrennungen, den Schlag herbeisingen, spricht niemand. Es gibt keinen Raum für solche Gespräche, keine Schutzzone. Eine Mutter ist eine Mutter ist eine Mutter."

Seite 109 // "Wie kann eine selbstbewusst sein und immun gegen das Bewertetwerden von außen, wenn sie sich innen anfühlt wie ein hohles, in einer Sturmnacht angespültes Schneckenhaus?"

Seite 118 // "Wie sollte sie zugeben, dass sie es sich anders vorgestellt hat, einfacher? Wie konnte sie sagen, dass Kinderhüten einsam ist, obwohl man nicht allein ist dabei, und überhaupt, ihr Status als Frau verbietet ihr, sich negativ zu äußern über alles, was mit Mutterschaft und Familie zu tun hat. Denn das ist ihr Daseinszweck, ihre Existenzberechtigung, das Gebären, das Stillen, das Kosen und Trösten und Sorgen."

Seite 170 // "Ihr Kinderlosen glaubt uns einfach nicht, sagt Helene, wir erzählen euch, wie es ist, und ihr hört nicht zu. Ihr denkt: Wird schon nicht so schlimm werden. Ihr denkt: Liegt sicher am Kind, meins wird anders."

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