Samstag, 22. Mai 2021

Zitate - aus meinen April Büchern!

Ganz besonders gut hat mir das Buch "Die Erfindung des Dosenöffners" gefallen. 
Eine so herzerwärmende und lustige Geschichte!

 

Fang den Hasen von Lana Bastašić
Seite 111 // "Ich kenne die Namen der Bäume nicht, ich erinnere mich nur daran, dass sie uns schweigend bei unserer Flucht zusahen. Sie standen in Reih und Glied, als ob sie zu unserer Beerdigung gekommen wären."

Seite 112 // "Einmal sagte sie zu mir, Dichter würden schreiben, weil sie keine eigenen Erinnerungen hätten, also erfänden sie sie."

Seite 112-113 // "Vielleicht ist das Erinnern für mich auch wie ein zugefrorener See - trüb und glatt -, an dessen Oberfläche sich von Zeit zu Zeit ein Riss auftut, durch den ich meine Hand stecken und ein Detail, eine Erinnerung im kalten Wasser fassen kann. Doch zugefrorene Seen sind heimtückisch. Mal erwischt man einen Fisch, ein anderes Mal bricht man ein und ertrinkt. Aus Erfahrung weiß ich, dass fast alle Erinnerungen an sie die Tendenz zu Letzterem haben. Deshalb hatte ich mich auch zwölf Jahre lang bemüht, mich nicht zu erinnern. Und es hatte funktioniert. Unglaublich, auf wie wenig wir uns reduzieren können, wenn es von Vorteil ist. Und dann meldete ich mich am Telefon und sagte ihren Namen. Das Wasser war vertraut und eiskalt. In seinen Tiefen lauerten dreiköpfige Ungeheuer."

Seite 114 // "Mit manchen Leuten war es nach so vielen Jahren und Geschichten, die sich ereignet hatten, unmöglich, unverbindlich zu plaudern."

Seite 169 // "Ein Teil von mir wollte sie loswerden, sie wie eine leere Dose aus dem Auto auf die Landstraße werfen. Doch der andere Teil fürchtete sich vor ihrer Abwesenheit. Sie war nicht mehr nur Lejla. Jetzt war sie auch Armin und Wien und das Ende der Geschichte. Ich war nicht bereit, all das aufzugeben."

(Bild- und Zitatrechte: S. Fischer Verlag. Aus dem Bosnischen von Rebekka Zeinzinger.)

 

Der Klang der Wälder von Natsu Miyashita
Seite 86-87 // "Wir litten aber nicht darunter. Es tut nicht weh, auf Dinge zu verzichten, die man nie begehrt oder vermisst hat. Schmerzlich wird es erst, wenn etwas direkt vor einem liegt, man es aber nicht erreichen kann, obwohl man es sich doch so sehr wünscht." 

Seite 105 // "Aber wenn man sich nicht auf Herausforderungen einlässt, wird man auch niemals etwas erreichen."

(Bild- und Zitatrechte: Insel Verlag. Aus dem japanischen von Sabine Mangold)




Die Erfindung des Dosenöffners von Tarkan Bagci
Seite 8 // "Es ist erstaunlich, wie tief dieser Reflex sitzt, sich sofort mit dem Handy abzulenken, sobald man das Gefühl hat, man hätte auch nur die kleinste Kleinigkeit an Arbeit vollbracht."

Seite 12 // "Unser Dorf - unsere Einwohner war eine Rubrik, in der wir als Lokalzeitung jeden Monat einen besonderen Einwohner aus dem Dorf vorstellten. Letzten Monat hatte Walter einen Artikel über die Eisverkäuferin Johanna Löw geschrieben. Das Besondere an ihr war, dass sie Eis verkauft. Hier im Dorf. Diesen Monat sollte ich einen Einwohner porträtieren, den ich für besonders hielt. Leider hielt ich niemanden für besonders. Und allein beim Gedanken, siebzig Zeilen über jemanden wie Johanna und ihr Eis schreiben zu müssen, wurde mir übel."

Seite 17-18 // "In der Spüle stand dreckiges Geschirr. Ich überlegte kurz, es in die Spülmaschine zu räumen, aber die Küche war im Gesamtbild noch nicht so dreckig, als dass man was dagegen unternehmen musste, also ließ ich es bleiben. Mein Vater und ich putzten die Küche, damit sie benutzbar war, nicht um sie präsentieren zu können. Es war immer so sauber, dass man sich nicht beschweren konnte, und nicht sauber genug, um sich wohlzufühlen. Also genau richtig, um einfach das zu tun, wofür man gekommen war, und dann wieder zu gehen. Ein Gebrauchsgegenstand, kein Ausstellungsstück. Das galt eigentlich für das gesamte Haus."

Seite 18-19 // "Der Kühlschrank surrte mich sofort wütend an, anscheinend war er nicht gerne offen. Klar, dachte ich, der Kühlschrank konnte es auch nicht mehr ertragen, jeden Tag dasselbe zu erleben. Jeden Tag Tür auf, Tür zu, manchmal kamen Eier rein, manchmal ging Milch raus, aber nie passierte mal irgendetwas Aufregendes oder Unerwartetes. Ich nahm mir vor, bei Gelegenheit mal einen Schuh reinzustellen, und holte zwei Tomaten und eine halbe Gurke heraus."

Seite 23 // "In einem Dorf ist Stille immer romantisch, aber in der Kleinstadt ist sie irgendwie unangenehm. Die Kleinstadt ist wie das ungewollte Kind von Dorf und Großstadt, das selbst nicht weiß, wo es hingehört. Fürs Dorf zu groß, für die Stadt zu klein. Wie ein Teenager in der Pubertät, hässlich und unentschlossen."

Seite 122 // "Flo und Özlem beneideten mich um etwas, das ich nicht hatte. Das ich nur vorgab zu haben. Nur vorgegeben hatte zu haben, weil ich dachte, dass sie es hatten."

Seite 123 // "Wie viel Zeit ich damit verbracht hatte, Flo und Özlem für ihr Leben zu beneiden, und jetzt stellte sich heraus, dass das alles umsonst war. Als hätte ich monatelang für einen Spitzensport trainiert, von dem ich jetzt erfuhr, dass es ihn gar nicht gab. Flo und Özlem waren auch Versager. Das war ein schönes Gefühl. Ich war nicht allein. Wir waren ein Loser-Club. Das machte meine Situation ein biscchen besser, aber nicht gut. Denn geteiltes Leid ist eben nicht halbes Leid. Man leidet einfach gemeinsam. Auch wenn es gut war, dass es den Loser-Club gab, ich wollte nicht lange Teil davon sein."
 
Seite 135 // "Na, alle tun immer so, als gäbe es die eine Richtige. Oder den einen Richtigen. Als ginge es in einer Beziehung nur darum, den richtigen Partner zu haben. Dabei kann man mit fast jedem glücklich werden."
 
Seite 135-136 // "Ich meine nur, dass es nicht bloß die EINE Person gibt, für die man bestimmt ist. So wie es immer im Märchen ist. Es gibt bestimmt Hunderte, mit denen man arbeiten kann."
"Arbeiten", wiederholte ich spöttisch. "Klingt nicht grad romantisch."
"Warum?", fragte Annette, "ich finde die Idee, dass man sich zusammen was aufbauen muss, wesentlich romantischer, als dass man nur den oder die Richtige treffen muss, und dann kommt das ewige Glück von alleine. Und wenn die Leute mal ehrlich wären, wüsste man das auch. Jeder ist mal unglücklich in der Beziehung. Und dann arbeitet man daran und wird weniger unglücklich. Und das geht mit fast jedem. Man ist für niemanden bestimmt. Hauptsache, man versteht sich gut und es kommt nichts dazwischen, dann kann die Beziehung funktionieren. Man muss es nur wollen."

Seite 149 // "Ich brauch kein Grab, um Abschied zu nehmen. Ich verabschiede mich schließlich von dem Menschen und nicht von seinem verrottenden Körper. Ist doch egal, wo der liegt. Wahrscheinlich liegen hier, wo wir gerade sitzen, auch hundert Menschen unter der Erde. Die ganz Welt ist ein einziges Grab. Was macht den Friedhof so besonders?"

Seite 158-159 // "Das Eigenartige am Tod ist, dass er einerseits so weit weg ist und andererseits so gewiss. Normalerweise ist es ja so: Je weiter etwas weg ist, desto mehr wird es zur Eventualität. Eine Verabredung in der nächsten Stunde findet sehr wahrscheinlich statt, aber in einem Monat, in einem Jahr, in zehn Jahren? Mal gucken ... Aber beim Tod ist das anders. Er ist buchstäblich das Letzte, was einem passiert. Er ist so weit weg wie sonst nichts, aber gleichzeitig auch so sicher wie sonst nichts. Man muss sich nicht frei halten, mal schauen ob mans einrichten kann, mal sehen was dann ist, damit es klappt. Dass ein Termin in der nächsten Stunde abgesagt wird ist wahrscheinlicher als dass der Tod nicht stattfindet. Selbst ein Termin in einer Minute ist unsicherer, in einer Sekunde."

Seite 160 // "Selbst wenn man den glücklichsten Moment seines Lebens hat, kommt kurz darauf der Moment danach. Und wenn man den traurigsten hat, dann auch. Es gibt immer ein Danach, es geht einfach weiter. Es gibt kein natürliches Ende. Keinen ... Abschluss."
"Na ja", sagte ich und deutete auf die vielen Gräber um uns herum, "außer dass man stirbt."
"Ja, aber die wenigsten sterben in genau dem richtigen Moment", meinte Annette. "Meistens stirbt man nicht passend. Eher zu früh oder zu spät. Eigentlich fast immer zwischen zwei Dingen, die man noch machen wollte." Ich schüttelte den Kopf, ohne zu wissen, warum.
"Das Leben läuft halt auf nichts hinaus", sagte Annette noch einmal, "zumindest meiner Erfahrung nach."

Seite 186 // "Jeder Mensch, dem wir begegnen, trägt ein ganzes Leben in sich, dachte ich, durch das wir kurz durchlaufen, ohne es zu sehen. Ich fragte mich, durch wie viele dramatische, wie viele glückliche Momente, an die sich Menschen noch ihr Leben lang zurückerinnern, ich schon hindurchgelaufen war. Vielleicht waren es erste Dates oder Trennungen, Momente der Selbstaufgabe oder -findung, und irgendwo in diesen Momenten, in diesen Leben, war ich im Hintergrund gewesen. Ein Statist in der Erinnerung."

(Bild- und Zitatrechte: Ullstein Buchverlage)

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