Sonntag, 10. April 2022

Rezension: Butter von Asako Yuzuki

© Blumenbar Verlag
Ich will dir ja nicht zu nahetreten, aber als Reporterin hast du es bestimmt nicht leicht. Sich ständig mit der Polizei oder Politikern zu treffen, ist eine Sache. Aber sie dazu zu bringen, ihre Meinung zu sagen, ist nochmal was anderes. Bestenfalls behandeln sie dich gönnerhaft und familiär. Wir Reporter und unsere Informanten leben in einer auf Männer fixierten Welt, die schon seit lange vor dem Krieg existiert. Du kannst dich abrackern, wie du willst, trotzdem werden sie die männlichen Reporter dir vorziehen und ihre Story ihnen überlassen. - Seite 24

Inhaltsangabe:
Rika, eine junge Journalistin in Tokio, recherchiert über die Serienmörderin Manako Kajii, die im Gefängnis sitzt, um ihre Strafe abzusitzen. Mit ihren Kochkünsten hat sie Männer verführt und anschließend umgebracht. Manako Kajii liebt Butter über alles und hat eine ausgeprägte Leidenschaft für hemmungslosen Genuss. Sie verabscheut nichts mehr als Margarine und Feministinnen. Im Gefängnis empfängt sie Rika nur, um über ihre Kochkünste reden zu können. Für Rika werden die Begegnungen mit Manako zu einer Meisterklasse der Lebenskunst. Ein Roman, der Genuss, Essen und Trinken feiert, vor allem aber auch die unmöglichen Erwartungen, die an Frauen in patriarchalen Gesellschaften heute gestellt werden.
 
Bild- und Zitatrechte: Blumenbar Verlag. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe.

Meine persönliche Meinung:

Japanische AutorenInnen und ich haben stets so meine Probleme. Ob es der Schreibstil ist oder die Art der Bücher - ich tu mir irgendwie immer schwer und finde keinen Zugang. Butter konnte mich allerdings mit dem Klappentext überzeugen und da es mir so oft empfohlen wurde, wollte ich es wenigstens versuchen. Bereits nach den ersten 50 Seiten konnte mich die Geschichte packen und ich habe mir unglaublich schwer getan, das Buch zur Seite zu legen.

Eigentlich liest es sich wie ein kulinarischer Krimi. Man erfährt viel über Essen, das Kochen und vor allem über Butter. Man lernt als LeserIn defintiv viel über die Eigenschaften und Unterschiede der Butter und auch der Margarine kennen. Ich wurde dabei so neugierig, dass ich liebend gerne all die Sorten selbst ausprobiert hätte. Auch hatte ich immer wieder große Lust die Gerichte, die im Buch vorkommen, nachzukochen. Hunger habe ich während dem lesen definitiv immer bekommen. 

In einer Gesellschaft, in der Jungfräulichkeit weit höher geschätzt wurde als Reife, war die Vorstellung, dass eine Frau schlank sein musste, um etwas wert zu sein, seit jeher tief verwurzelt. Eine Frau musste schon sehr resolut sein, um sich zu entscheiden, keine Diät zu machen und einfach dick zu sein. Es erforderte Selbstaufgabe und Selbstermächtigung zugleich. - Seite 27

Anfangs braucht man etwas, dass man all die japanischen Namen auseinanderhalten und zuordnen kann, aber schon bald entwickelte sich dieser Roman zu einer eindrucksvollen Lektüre. Charaktere, die ich alle sehr gemocht habe. Ganz tolle fand ich die Clique - Rika, ihre beste Freundin Reiko und ihre Kollegin Shinoi. Ein harmonischer und toller Zusammenhalt, wie man sich das unter Freunden wünscht. Ganz begeistert war ich von Rika. Sie kümmert sich stets um ihre Mutter, plant diese auch in ihren Alltag ein, obwohl diese nicht wirklich respektvoll mit ihr umgeht. Hier bekommt man das Gefühl, dass sie stets für ihre Mama da wäre, egal wie schlecht diese mit ihr umgeht, da es eben ihre Mama ist und sie sich um sie kümmern muss. Rika hat generell ein großes Herz für Menschen, ist sehr hilfsbereit und versucht es jeden recht zu machen.

Auch Manako Kajii habe ich auf ihre Art und Weise ins Herz geschlossen, auch wenn sie mir immer wieder einmal auf die Nerven ging. Anfangs konnte ich sie wirklich schwer einschätzen und wusste auch nicht, ob sie stets die Wahrheit sagt. Die Besuche im Gefängnis habe ich allerdings am liebsten gelesen. Für mich waren dies definitiv die spannendsten Kapitel. Zwischendurch hatte das Buch für mich so seine Längen, aber im großen und ganzen fand ich es wirklich toll.

In diesem Roman werden auch ganz wichtige Themen angesprochen und sehr gut dargestellt. Frauen müssen in Japan sehr hart arbeiten. Prostitution steht hier für viele an der Tagesordnung. Die Frauen werden in vielen Dinge stets benachteiligt und stehen im Schatten der Männer. Probleme, die sich leider tatsächlich so in Japan abspielen. 

Das Ende hat mir richtig gut gefallen und es hat mich zufrieden und heimelig zurückgelassen. Asako Yuzuki ist hier ein sehr eindrucksvoller und außergewöhnlicher Roman gelungen. Ein toller Schreibstil, der sich flüssig und sehr angenehm lesen lässt. Wer nach einer spannenden, kulinarischen und etwas anderen Lektüre sucht, ist bei Butter definitiv richtig.


  • Herausgeber: Blumenbar; 1. Edition (14. Februar 2022)
  • Sprache: Deutsch
  • Gebundene Ausgabe: 442 Seiten
  • ISBN-10: 3351050984
  • ISBN-13: 978-3351050986
  • Originaltitel: バタ (Butter)
  • Preis: 23,70€ (A) 
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