Sonntag, 6. März 2022

Rezension: Meter pro Sekunde von Stine Pilgaard

© Kanon Verlag

Inhaltsangabe: 
Eine junge Frau, namens Dolph, zieht mit ihrem Lebensgefährten und ihrem Neugeborenen in ein kleines Dorf namens Velling in Westjütland. Ihr Freund hat dort in einer Heimvolkshochschule einen Job bekommen. Er arbeitet nicht nur dort, sie wohnen auch noch am Schulgelände. Einfache Unterhaltungen werden für sie in ihrer neuen Umgebung zum Wagnis, und das Leben selbst ist auf einmal voller Hindernisse. Als sie jedoch zum Orakel der Lokalzeitung wird, bricht für sie der Himmel auf und ihr Leben in dem Dorf verändert sich komplett von heute auf morgen.

Bild- und Zitatrechte: Kanon Verlag. Aus dem Dänischen von Hinrich Schmidt-Henkel.

Meine persönliche Meinung:
Jedes Mal wieder liebäugle ich mit den Büchern aus dem Kanon Verlag. Meter pro Sekunde hat mich sofort mit seinem Klappentext und dem wunderschönen einfachen Cover überzeugt. Ich habe mir eine ganz wundervolle Geschichte erhofft und wurde auch nicht enttäuscht. 
 
Leider funktionieren Seelenverwandte nur selten gut als Paar, das sage ich, obwohl ich die Attraktion sehr gut nachvollziehen kann. Ich persönlich werde auch eher von Leuten angezogen, die nicht selbst für sich sorgen können. Ihre Unsicherheit und meine erkennen einander wieder, daraus entsteht diese besondere Gemeinschaft, die in dem Wissen liegt, dass man, wenn es so weit ist, nicht allein mit Pauken und Trompeten untergeht. - Seite 54

Ein junges Pärchen, frisch verliebt und auf Wolke 7 mit ihrem Baby, ziehen in ein schrulliges altes Dorf, in dem man sofort zum Gespräch wird, wenn man ein Kind bekommt und noch nicht verheiratet ist. Volltreffer! Die Ich-Erzählerin hat es wahrlich nicht einfach in ihrer neuen Heimat, während ihr Lebensgefährte seinen Alltag in der Schule verbringt, von Schülerinnen tagtäglich auch noch umschwärmt wird, und davon nicht viel mitbekommt. Freundschaften werden geschlossen, u.a. mit der Tagesmutter des Neugeborenen, deren Erzählungen ich überaus gerne begleitet habe. Anfangs muss man sich ein wenig an den Schreibstil und die Erzählart gewöhnen. Nach ein paar Seiten denkt man sich hier allerdings kaum noch etwas und man kann das Buch nur mehr schwer zur Seite legen.
 
Sehr gerne habe ich die Kummerkasten-Briefe an Dolph gelesen. Sehr oft brachten sie mich zum schmunzeln und ich konnte mir wirklich viele schöne Buchzitate markieren. Denkanstöße, Seelenstreichler, aufheiternde Worte oder einfach nur Verständnis für all die Probleme der vielen Menschen dort draußen - der Kummerkasten hatte stets die passenden Worte. 
 
Ich persönlich kenne eine Wut, die sofort und nur dann aufwallt, wenn ich Menschen, die ich mal geliebt habe, in Fleisch und Blut wiedersehe. Schaue ich einen kleinen Augenblick weg, verwandelt sich die Raserei in ungetrübte Liebe, die ohne Rücksicht auf Verluste weiterlebt und jederzeit wieder aufflammen kann. - Seite 210

Dolph ist mir sehr ans Herz gewachsen. Wir begleiten sie auch immer wieder in die Fahrschule zu ihren Fahrstunden, die sehr amüsant und unglaublich herrlich zu lesen waren - wird sie doch in der Fahrschule als hoffnungsloser Fall angesehen, da sie bereits unglaublich viele Fahrstunden absolviert hat und einfach nicht zur Prüfung antreten möchte. Sie stößt hier stets an ihre Grenzen.

Ich genoss jede Zeile sehr und musste wirklich sehr oft schmunzeln. Viele Mütter werden sich in gewissen Situationen, die Dolph mit ihrem Kind und der Tagesmutter erlebt, wiederfinden. Das hat es auch für mich sehr amüsant gemacht, da ich viele Erzählungen selbst so im Kindergarten mit meinem Sohn damals erlebt und mitbekommen habe. Herrliche Erzählungen, die richtig viel Spaß gemacht haben.
 
Humorvoll, frech, herzerwärmend, poetisch, leise und mit viel Tiefsinn bekommen wir hier eine ganz wunderbare Geschichte einer kleinen Familie erzählt, die einen Neuanfang im Nirgendwo wagen. Ich würde dieses Buch am liebsten jeden in die Hand drücken. Absolute Leseempfehlung an alle, die gerne eine Portion Humor und eine überaus entzückende Geschichte suchen.



  • Herausgeber: Kanon Verlag Berlin; 1. Edition (16. Februar 2022)
  • Sprache: Deutsch
  • Gebundene Ausgabe: 255 Seiten
  • ISBN-10: 3985680116
  • ISBN-13: 978-3985680115
  • Originaltitel: Meter i sekundet
  • Preis: 23,70€ (A) 
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