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© Bastei Lübbe Verlag |
Im Grunde tun schöne Menschen mir leid. Schönheit muss eine permanente Herausforderung sein, nicht zuletzt, da sie von Beginn an immer schon im Schwinden begriffen ist, ewig vergänglich. Wie quälend, wie zermürbend ich mir das vorstelle. Selbst wenn man noch im Vollbesitz seiner Reize ist, muss ständig dieser Druck auf einem lasten, allen zu beweisen, dass man mehr als nur sein Äußeres zu bieten hat. Es ist bestimmt nicht leicht, nie genau zu wissen, ob man um seiner selbst willen geliebt wird oder doch nur seines perfekten Körpers wegen, der strahlend grünen Augen oder der seidig schimmernden Löwenmähne. Wie bringt man andere dazu, hinter die Fassade zu sehen? Und beginnt es einen nicht irgendwann zu langweilen, wenn man sich nie anstrengen muss? - Seite 44-45
Inhaltsangabe:
Eine Herausforderung, gewiss, aber so schwer konnte das ja nicht sein. Raymonds Worte hatten mich wirklich ermutigt. Und jemand, der die Aeneis skandieren und Excel-Tabellen mit Makros formatieren konnte, der seine letzten neun Geburtstage sowie Weihnachten und Silvester allein verbracht hatte, würde es wohl auch schaffen, ein festliches Weihnachtsessen für dreißig Leute mit einem Budget von zehn Pfund pro Kopf zu organisieren. Eleanor Oliphant ist anders als andere Menschen. Eine Pizza bestellen, mit Freunden einen schönen Tag verbringen, einfach so in den Pub gehen? Für Eleanor undenkbar! Und das macht ihr Leben auf Dauer unerträglich einsam.
Erst als sie sich verliebt, wagt sie sich zaghaft aus ihrem
Schneckenhaus – und lernt dabei nicht nur die Welt, sondern auch sich
selbst noch einmal neu kennen.
Was vergangen ist, ist längst nicht vergessen, die Vergangenheit verfolgt uns, das Gestern geht immer weiter. Heute, morgen, übermorgen. Bis zum bitteren Ende. - Seite 183
Meine persönliche Meinung:
Dieses Buch ist mit einem Cover geschmückt, nach dem ich in einer Buchhandlung sofort greifen würde, wenn es nicht schon vorab in meinem Briefkasten gelegen hätte. Schon allein der Titel, der Name einer jungen Frau, zog mich magisch an. Wer war Eleanor Oliphant? Und was hat es mit ihr auf sich? Das wollte ich wissen und fing somit sofort zu lesen an, ohne irgendwelche Erwartungen oder Hoffnungen an diese Geschichte. Der Klappentext ließ mich aufhorchen und ich ahnte, dass mich hier eine ganz besondere Protagonistin erwarten wird. Eleanor Oliphant ist anders und genau das mochte ich so sehr.
Es braucht Zeit, über einen solch schweren Verlust hinwegzukommen, so man es denn überhaupt schafft. Es sagt sich so einfach, dass das Leben weitergehe. Gewiss, das tut es, aber den Verlust und den Schmerz schleppt man mit. Ich weiß, wovon ich rede. Auch nach all den Jahren ist es noch immer ein fortlaufender Prozess, Ende offen. - Seite 319

Auf den ersten Seiten merkt man sofort, dass Eleanor ein sehr einsames und zurückgezogenes Leben führt. Sie geht in die Arbeit, wo sie sich ebenfalls nicht wohl fühlt. Sie erledigt ihre Aufgaben gewiss, ist aber stets wieder froh, wenn Freitag ist und das Wochenende vor der Tür steht. Fürs Wochenende kauft sie sich ihre zwei Flaschen Vodka sowie ihre Fertigpizza und gräbt sich zu Hause ein. Montags beginnt die Woche wie immer ganz normal von vorne. Freunde hat sie keine. Mit ihrer Mutter hat sie Probleme - mehr als ein Telefonat pro Woche verbindet die beiden nicht. In diesen Gesprächen werden auch keine liebevollen Worte ausgetauscht. Eigentlich mögen sich die beiden überhaupt nicht und das hat auch einen Grund. Eleanor trägt Narben, innerlich wie äußerlich. Ihr Leben nimmt eine Wendung, als sie eines Tages mit ihrem Arbeitskollegen Raymond gleichzeitig die Arbeit verlässt. Sie kommen ins Gespräch und gehen ein Stückchen zusammen, als vor ihnen ein fremder Mann zusammenbricht und bewusstlos ist.